Gemeinde Blankenheim

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Baienfurt im Wandel der Zeit

Beide, die kirchliche wie auch politische Gemeinde Baienfurt, sind noch ziemlich jung. Erst im Verlaufe des 19. Jahrhunderts haben sie ihre Selbstständigkeit erhalten.

Beide, die kirchliche wie auch politische Gemeinde Baienfurt, sind noch ziemlich jung. Erst im Verlaufe des 19. Jahrhunderts haben sie ihre Selbstständigkeit erhalten.

Gleichwohl, als besiedelter Raum dürfte das Gemeindegebiet eines der ältesten Oberschwabens sein. Das darf man aus guten Gründen annehmen, siedelten doch bereits lange vor dem Jahr 300 römische Gutsherren in den Teilorten Rain und Kickach. Selbst keltische Siedlungsspuren sind in der Form von Bodenfunden und einem Grabhügel, wohl der Hallstattzeit (750 bis 450 v.Chr.), nachgewiesen. Hinweise auf alemannische Besiedlung fehlen zwar, es darf eine solche jedoch angenommen werden.

In den schriftlichen Zeugnissen des Mittelalters finden alle Teilorte eine ziemlich frühe Erwähnung: Niederbiegen und Briach als Adelssitz schon um das Jahr 1100, Köpfingen bereits 1094, Baienfurt selbst auch schon um 1180. Die Welfenherzöge, die staufischen Kaiser, die Benediktinerabtei Weingarten und die Truchsessen von Waldburg waren nach- und miteinander die Herren Baienfurts. Seit 1587 hatte auch die habsburgische "Landvogtei zu Schwaben" Anteil an der Herrschaft. Der "Bauernkrieg" des Jahres 1525 erlebte in und um das heutige Gemeindegebiet seinen Höhepunkt. Hier fielen die wesentlichen Entscheidungen.

Im Jahre 1768 wird Baienfurt erstmals als Kameraldorf unter Angabe der hier bereits angesiedelten Berufe genannt. Bei der Neuorganisation der Gemeinden im Jahre 1826 erfolgte die Eingliederung in die neue Gemeinde Baindt. Hier verbleibt es 22 Jahre, um 1848 eine eigene Schultheißerei zu werden. In den vergangenen 150 Jahren nahm Baienfurt einen ungeahnten Aufschwung. Es verdankt sein Anwachsen zunächst der günstigen Lage in der Nähe Ravensburgs und Weingartens und der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufblühenden Industrie, ganz besonders aber der Errichtung der Papierfabrik Baienfurt in den Jahren 1870 bis 1873 am Ortsausgang im Tal der Wolfegger Ach. Das zuletzt rund 400 Beschäftigte zählende Werk stellte im Dezember 2008 die Kartonproduktion ein; geblieben ist das sogenannte Schneidcenter zur Endfertigung der Produktion aus anderen Werken.

Die Furt durch die "Wolfegger Ach" gab dem Ort seinen Namen. "Beierfurt" und "Paigerfurt" wurde es in längst vergangenen Zeiten geschrieben. Das Wort "baie-beige" meint die Öffnung, und so bezeichnet der Gemeindenamen eine Furt, die einen hochwandigen Wasserfluss durchbricht und somit einen Durchlass für Mensch, Tier und Wagen schaffte. Dieser kleine Fluss war zu allen Zeiten der Lebensnerv unserer Gemeinde!

Heute ziert eine Weberdistel, "Kardel" genannt, das Gemeindewappen; ein Zeichen für den hier von den Bauern betriebenen Kardenanbau. Diese Karden dienten zum Aufrauen der Leinentuche und wurden in einem eigenen Kardenmarkt zu Baienfurt verkauft, der durch Aushängen der blauweißen Fahnen angekündigt war. Der Karde wurde im Juli 2000 auf dem Platz vor der evangelischen Kirche ein bronzenes Denkmal gesetzt.

Das Bauerntum ist aber in der Gemeinde mehr und mehr zurückgegangen; kaum noch 15 Familien betreiben heute hauptberuflich eine Landwirtschaft. Sie wohnen meist in den Ortsteilen Köpfingen, Kickach, Baumgarten und Briach. In der Parzelle Knechtenhaus war ein uraltes, großes Haus, "Knechtenhaus" oder "Henkerhaus" genannt. Am 22. Juli 1972 fiel es einem Brand zum Opfer. Es stammt aus der kurzen Epoche am Ende des 17. Jahrhunderts, als die Landvogtei dem Kloster Weingarten gegen ein Darlehen die hohe Gerichtsbarkeit über Altdorf verpfändete.

Damals ließ der Abt an der Straße nach Ettishofen einen Galgen errichten, für den Henker wurde das Henkerhaus gebaut. Schon 1705 zog der Henker wieder in sein Haus in Altdorf zurück und das Henkerhaus wurde zur Wohnung der Klosterknechte. Seither heißt es "Knechtenhaus" und gibt dem Wohnplatz auch seinen Namen.

Dass die Baienfurter dieses 300 Jahre alte Haus zum historischen Ursprung ihrer Fasnet machten, ist also nicht überraschend. Aufgekommen ist der Gedanke einer eigenen Fasnet erst am Anfang dieses Jahrhunderts, als Baienfurt durch die Industrie zu wachsen begann. Altes Brauchtum sollte wieder zu neuem Leben erweckt werden. So wurden "Blumenmaske" und "Vogelmaske" als Symbole des nahenden Frühlings und der erwachenden Natur nach Ende des Zweiten Weltkrieges neu geschaffen. Zum 60jährigen Zunftjubiläum 1996 entstand mit dem "Kardelhannes" eine weitere geschichtsbezogene Fasnetfigur. 
   
Die Struktur des Dorfes hat sich von einem Bauerndorf hin zur Industriegemeinde gewandelt. Die Einwohnerzahl stieg seit 1849 von 800 auf 7100. Dieser Bevölkerungszuwachs hatte auch eine räumliche Ausdehnung der Gemeinde zur Folge. Neue Wohnviertel entstanden: beim Sportplatz die Siedlung Breite, im Norden der Schacherösch mit der 2002 abgeschlossenen Erweiterung, gegen Niederbiegen die Siedlung Weidenösch sowie die Wohngebiete Briachhalde und Neubriach, bei der Baindter Straße das Gewerbe- und Wohngebiet Baindter Ösch. Im Jahr 2001 wurde das Neubaugebiet Knechtenhaus erschlossen.
Seit 2007 ist die Gemeinde mit dem Wohngebiet "Briachhalde III" wieder in der Lage, hervorragend gelegene Bauplätze an interessierte Familien anbieten zu können.

In den letzten Jahrzehnten wurde besonderer Wert auf eine gute und sichere Wasserversorgung gelegt und eine neue Leitung von den Quellen aus Weißenbronnen enthebt die Gemeinde von jeglichen Wassersorgen.

Parallel zu diesem wirtschaftlichen Aufstieg ging auch die Entwicklung des kirchlichen, kulturellen und sozialen Lebens. Erst 1917 erhielt Baienfurt eine ständige Pfarrstelle. Bis zu diesem Zeitpunkt erfolgte die seelsorgerische Betreuung von Weingarten aus. Baienfurter wurden in Weingarten getauft und beerdigt.

Im Jahre 1927 erbaute die Gemeinde unter dem ersten Ortspfarrer Hopfensitz die Marienkirche. Da zunächst das Geld nicht ausreichte, wurde der Kirchturm einfach weggelassen. Erst seit 1953 ziert der jetzige schöne Turm das Gotteshaus und gibt ihm sein eigenwilliges Gepräge.

Schon vor einhundert Jahren ist der Kirchenbau an der Ach/L 314 von der katholischen Kirchengemeinde errichtet worden. Er dient heute, nach einer vorübergehenden gemeindlichen Nutzung, der evangelischen Kirchengemeinde.

Ein wichtiges Anliegen der Gemeinde war es immer, ein gutes Angebot für die Jugend bereitzustellen. Fünf Kindergärten, davon zwei in der Trägerschaft der katholischen und einer der evangelischen Kirchengemeinde, bieten eine ausreichende Anzahl von Plätzen.

Die notwendigen Schulgebäude für die Grund- und Hauptschule hält die Gemeinde vor und sorgt durch aufwendige Sanierungsarbeiten für eine gute Nutzbarkeit.

Ihrem bekannten Ruf als Sportgemeinde wird sie durch moderne Sportanlagen gerecht, die dem Schulsport ebenso dienen wie dem Vereins- und Freizeitsport. 1997 steht ein weiteres Rasenspielfeld zur Verfügung. Die Fachhochschule Ravensburg/Weingarten liegt, bedingt durch die enge Verzahnung der Gemeinden im Mittleren Schussental, ebenso wie die Sportanlage der Pädagogischen Hochschule, auf der Gemarkung Baienfurt.

Im Jahre 1970 hat die Gemeinde mit der Erstellung eines neuen Ortsmittelpunktes mit Rathausneubau, Gemeindehalle und Marktplatz begonnen. Dieser städtebauliche und bürgerschaftliche Mittelpunkt ist 1977 durch ein Hallenbad und ein Wohn- und Geschäftshaus ergänzt worden. 1982 wurden ein neues Postamt und sieben Sozialmietwohnungen der Gemeinde erstellt. 1983 folgte ein Wohn- und Geschäftshaus mit 18 Altenmiet- und Eigentumswohnungen, Laden und einer Geschäftsstelle der Kreissparkasse am Marktplatz. Von privater Hand kamen 1984 im Anschluss an die Gemeindehalle eine Gaststätte mit Kegelbahnen sowie Praxis- und Wohnräume hinzu. Die Sanierung des Ortsmittelpunkts fand 1986 ihren erfolgreichen Abschluss mit der Erstellung einer Altenwohnanlage mit Pflegestation (Seniorenheim) und einer attraktiven Brunnenanlage. Sie symbolisiert in dem gewundenen Wasserablauf die Verbindung der Ortsentwicklung mit der Wolfegger Ach und der Papierherstellung. Auf dem Marktplatz wird jeden Freitag ein Wochenmarkt abgehalten.

Zur Steigerung der Attraktivität wurden im Jahr 2002 die "Baienfurter Marktplatzkonzerte" eingeführt, wo auf einer eigens errichteten Veranstaltungsbühne während der Sommerzeit jeden zweiten Dienstag kulturelle Veranstaltungen stattfinden.

Im Februar 2003 konnte nach langjähriger Planung endlich die umfassende Sanierung der Gemeindehalle abgeschlossen werden. Die Gemeinde verfügt nun über einen attraktiven und vielseitig nutzbaren Ort für kulturelle Veranstaltungen.

Mit der kürzlich abgeschlossenen Sanierung des Rathauses, der folgenden Umgestaltung des Marktplatzes und der Niederbieger Straße sowie der Erweiterung des Pflegeheims verändert das Ortszentrum bis zum Frühjahr 2010 sein Gesicht nochmals nachhaltig.

In vielen Bereichen ist Baienfurt räumlich eng mit den Städten und Gemeinden im mittleren Schussental verflochten und arbeitet mit ihnen im eigens gebildeten Gemeindeverband, insbesondere in der Flächennutzungs- und Verkehrsplanung sowie der Erwachsenenbildung, seit 1971 eng zusammen. Wie die übrigen Mitgliedsgemeinden des Gemeindeverbands hat Baienfurt seit 1990 eine Städtepartnerschaft mit der weißrussischen Stadt Brest. Offizielle Partnerschaften, bestehen seit 1993 mit der Stadt Martonvásár in Ungarn und seit 2006 mit der Stadt Goito in Italien. Weitere lebendige Kontakte bestehen mit der Gemeinde Tramin in Südtirol sowie mit Graupa/Sachsen, das zwischenzeitlich zur Stadt Pirna eingemeindet wurde.

Auch die Abwässer der Gemeinde werden zum Teil durch Zusammenarbeit mit den Nachbarstädten und -gemeinden in einem zentralen Klärwerk südlich von Ravensburg gereinigt. 1991 wurde vom Gemeindeverband das seit langem geplante gemeinsame Gewerbegebiet in Niederbiegen erschlossen und 1992 an ansiedlungswillige Betriebe verkauft. Mittlerweile sind dort rund 500 neue Arbeitsplätze entstanden.

Die lange ersehnte und dringend notwendige B 30-Umgehungsstraße wurde am 3. September 2001 fertiggestellt. Der Ort kann sich seither über weniger Durchgangsverkehr freuen. Ebenso konnte mit der Verlegung der L 314 im Sommer 2001 die Schussentalstraße mit ihren anliegenden Wohngebieten erheblich entlastet werden. Schließlich wird seit Herbst 2002 über den sogenannten "Schwarzlochweg" auf der Gemarkung Baindt weiterer Verkehr an Baienfurt vorbeigeleitet.

In den vergangenen Jahren wurde die vorhandene Infrastruktur in Baienfurt attraktiver gestaltet: An erster Stelle zu nennen ist die Ortsdurchfahrt, die in zwei Abschnitten 2006 und 2008 den geänderten verkehrlichen Voraussetzungen angepasst wurde. Dabei wurden die Belange von Radfahrern und Fußgängern besonders berücksichtigt. Auch in ihre Schulen hat die Gemeinde Baienfurt seit mehreren Jahren viel Geld investiert und verfügt so seit dem Jahr 2005 über eine Ganztagesschule für die Grund- und Hauptschüler, die in den sanierten gebäuden ideale Bedingungen vorfinden. Das Areal des ehemaligen Güterbahnhofs wurde für seine einstige Bestimmung nicht mehr benötigt und konnte von der Gemeinde erworben und an Dritte weiterverkauft werden. Auf der zuletzt brachliegenden Fläche mitten im Ort entstanden 2008 ein Lebensmittel-Vollsortimentmarkt, ein Fachmarkt, die Wertstoffsammelstelle und der neue Skaterplatz, in dessen Planung die Jugendlichen mit einbezogen wurden. Südlich des verbliebenen Durchgangsgleises zur ehemaligen Papierfabrik ist eine Wohnbebauung geplant und teilweise auch schon umgesetzt.

Als private Baumaßnahme entstand 2007/2008 in zentraler Lage ein neues Ärzte- und Gesundheitshaus, das unter einem Dach ärztliche Versorgung, eine Apotheke und ein Zentrum für Physiotherapie bietet. Seit dem 1. Juli 2009 ist die Gemeindeverwaltung wieder im neu sanierten Rathaus am Marktplatz beheimatet, das zuvor technisch auf den neuesten Stand gebracht und auch barrierefrei eingerichtet wurde. Das Pflegeheim, früher in der Hand der Gemeinde, ist mittlerweile auf einen privaten Träger übergegangen, der es bis zum Frühjahr 2010 von 14 auf 30 Betten erweitert. Bis auf die letztgenannte Maßnahme gewährte das Land Baden-Württemberg über das Ortskernsanierungsprogramm großzügige Zuschüsse, die wesentlich zur Realisierung der Maßnahmen beitrugen.

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